Isomorphie (Sozialwissenschaften)

Die Isomorphie (gr. ἴσος ísos „gleich“, μορφή morphé „Form, Gestalt“) ist in den Sozialwissenschaften ein Begriff der methodischen „Gleichgestaltigkeit“ von Theorien oder Modellen, die bedeutsam ist für die interdisziplinäre Zusammenarbeit einzelner Problemaspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Mit der Isomorphie können zwei ganz unterschiedliche Gegenstandsbereiche über eine bedeutungsgleiche Transformation umkehrbar eindeutig auf einander abgebildet werden.

Als solche fachbezogenen Gegenstände gelten die Ethnologie, Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaft, Kulturgeschichte, Politologie, Geschichtswissenschaft und Sprachwissenschaft. Eine Isomorphie wird dann festgestellt, wenn unterschiedliche Gegenstandsbereiche mit gleichen Theorien oder Modellen erforscht werden können. In Falle gleicher struktureller Beziehungen lassen sich die für einen Gegenstand gültigen Gesetzesaussagen auf die Aussagen des anderen übertragen.[1]

Geeignete Methoden, um Isomorphien zu finden, sind die Analogie („Übereinstimmung, Gleichartigkeit, Entsprechung“) und die Heuristik. Die zweite Methode besteht in der Kunst, mit begrenztem Wissen, unvollständigen Informationen und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder zu praktikablen Lösungen zu kommen.

  1. Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 410). 4., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-41004-4, Lexikon-Stw. „Isomorphie“: S. 393, Lexikon-Stw. „Sozialwissenschaften“: S. 817.

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